Wie das Preiskomitee Freitagabend bekannt gab, geht der Julius-Streicher-Preis für Antisemitismusförderung dieses Jahr an die neue GG 5.3 Initiative. In seiner Würdigung der Initiative verwies das Komitee auf einen historischen Präzedenzfall. Die Bedeutung des Antisemitismus im deutschen Kaiserreich sei allzu oft unterschätzt worden, weil den explizit antisemitischen politischen Organisationen nur ein bedingter Erfolg vergönnt war. Vernachlässigt werde dabei die entscheidende Rolle, die gerade Hochschullehrer und Kulturschaffende bei der gesellschaftlichen Verankerung des Antisemitismus gespielt hätten. Die GG 5.3 Initiative sei zwar mitnichten die erste ihrer Art, zeige aber sehr deutlich, wie zahlreich die Hochschullehrer und Kulturschaffenden in Deutschland seien, die nun endlich vorbehaltlos ihre Verantwortung für die Antisemitismusförderung auch öffentlich wahrzunehmen bereit seien.
Besonders lobte das Komitee die Ingenuität mit der die Professorinnen Stefani Schüler-Springorum und Miriam Rürüp sich zweier führender Institutionen bemächtigt hätten, von denen die Verfechter der Aufklärungsduselei allzu lange angenommen hätten, sie sollten nicht der Förderung sondern der Bekämpfung des Antisemitismus dienen. Sie hätten auf entscheidende Weise dazu beigetragen, den Mythos zu brechen, die Antisemitismusforschung sei per se auf dessen Bekämpfung ausgerichtet. Auch Barbara Stollberg-Rilingers Beitrag zur Förderung des Antisemitismus an der Spitze des Wissenschaftskollegs zu Berlin, zu dessen Gründungsfellows einst griesgrämige Schimpfjuden wie Gershom Scholem zählten, könne man kaum genügend loben.
Beobachter hatten angenommen, dass das am Birkbeck College in London angesiedelte Pears Institute sich dieses Jahr dank seiner systematischen und beharrlichen Bekämpfung der Antisemitismusdefinition der IHRA und Verharmlosung des Antisemitismus in der Labour Party gute Chancen auf den Preis ausrechnen könne. Aus gut informierten Kreisen hieß es jedoch, in der Jury habe es angesichts der Tatsache, dass das Pears Institute von männlichen Wissenschaftlern (David Feldman und Brendan McGeever) geleitet werde, Bedenken gegeben. Auch im Vorjahr war der Preis an eine von einem Mann geleitete Institution gegangen. Die Henkel Stiftung erhielt ihn für ihre entschlossene Förderung und Verteidigung Mbembes. Das Pears Institute muss sich daher mit dem Walter-Grundmann-Preis zufriedengeben.
Die Empfänger des Julius-Streicher-Preises für Antisemitismusförderung erhalten die Möglichkeit, die Wochenzeitschrift „Der Stürmer“ einen Monat lang herauszugeben, und gewinnen einen einmonatigen Aufenthalt in einem Ausbildungslager der Hisbollah, den beliebten Said-Gedenk-Ausflug eingeschlossen, der es ihnen ermöglicht, vom Libanon aus einen Stein auf die israelischen Grenzbefestigungen zu werfen. Empfänger des Walter-Grundmann-Preises dürfen eine Ausgabe des „Stürmer“ herausgeben und erhalten Training im Anzünden örtlicher Synagogen.
Die Geehrten standen für eine sofortige Stellungnahme nicht zur Verfügung.